IPO – Initial Public Offering

Wie geht ein Unternehmen an die Börse und was braucht es dafür? Auf diese und weitere Fragen finden Sie hier ebenso antworten wie Tipps für den Börsengang. Schritt für Schritt, erfahren Sie, wie Sie als Unternehmer an der Börse agieren können.

IPO: Wie funktioniert der erfolgreiche Börsengang?

Durch ein Going Public oder IPO geht ein Unternehmen an die Börse. Die Motive für das Initial Public Offering sind vielfältig. An erster Stelle eines erfolgreichen Börsengangs steht die Beschaffung von zusätzlichem Eigenkapital über neue Aktien. Bisherige Altaktionäre oder Beteiligungsgesellschaften (Private Equity, Venture-Capital) können sich aus dem Unternehmen teilweise oder ganz zurückziehen. Start-ups nutzen die IPO-Kommunikation zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades.

Wann lohnt sich ein Börsengang?

Das sogenannte „Window of Opportunity“ ist der günstige Zeitraum am Markt für einen Börsengang. Übliche überprüfbare Kriterien sind:

Wann lohnt sich ein Börsengang?
  • Starkes Marktumfeld mit hohen Aktienbewertungen führen zu höherem Preis der Erstnotiz
  • Der IPO-Markt ist nicht gesättigt oder überflutet
  • Eigene Aktien-Branche befindet sich im Aufwärtstrend
  • Die Betrachtung der Zeichnungsgewinne für Erstinvestoren der Platzierungen der letzten drei bis sechs Monate
  • Kennzahlen wie Volatilität und Fear & Greed Index sind die Barometer für Unsicherheit. Bei stärkeren Schwankungen und Pessimismus sind Anleger vorsichtig
  • Zeitpunkt der Fertigstellung der Jahres- und Halbjahresberichte, welche die Konsortialbanken und die Investoren-Road-Show für professionelle Investoren benötigen

Ist kein günstiges Umfeld für das IPO vorhanden, kann sich ein Unternehmen kurzfristig bei einem SPAC bewerben. Es gibt somit eine Option und Chance für eine weltweite Börsennotierung.

Wie funktioniert der IPO Prozess?

Der Gang an die Börse ist für jedes Unternehmen ein großer Schritt. Ist ein Börsengang die richtige Strategie zur Finanzierung und der nächsten Entwicklungsstufe des Unternehmens, geht es zusätzlichen Verpflichtungen ein. Ein frühzeitig ausgewählter IPO-Berater steuert und überwacht den kompletten IPO-Prozess.

Gründung einer Aktiengesellschaft

Eine Aktiengesellschaft wird in Deutschland ab 100.000 Euro Eigenkapital gegründet. Besteht bereits eine Gesellschaftsform, werden die entsprechenden gesellschaftsrechtliche Maßnahmen für die Umwandlung durchgeführt. Für den Börsengang ist die Rechtsform einer Aktiengesellschaft (AG), eine Europäische Gesellschaft (SE) oder der Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) möglich.

Üblicherweise verbindet sich mit dem geplanten Börsengang eine Kapitalerhöhung. Die ausgegebenen Aktien sind eine Kapitalerhöhung gegen Einlagen. Der Verkauf von Firmenbruchstücken (Aktien) führt Finanzmittel (frisches Kapital) zu. Das zusätzliche Aktienkapital wird genutzt für:

  • Finanzieren des zukünftigen Wachstums,
  • Finanzmittel für Forschung und Entwicklung (F+E),
  • Schulden reduzieren und die Fremdkapitalkosten verringern,
  • Eigenkapital stärken,
  • Mitarbeiter-Beteiligungsmodell, als attraktiver Arbeitgeber Mitarbeiter mit Aktien am Unternehmen beteiligen,
  • Alteigentümer für ihre Anteile auszahlen,
  • die Marke durch die Werbung für den Börsengang bekannt machen.
Gründung einer Aktiengesellschaft

Vorbereitung Börsengang und Auswahl der Emissionsbank

Die Aktiengesellschaft benötigt ein Team von Spezialisten, die den Börsengang vorbereiten und begleiten. Hierunter fallen neben der Auswahl der Investmentbanken die Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Investor Relations Officers, Compliance Experten und Unternehmensberater. Nach Prüfung der Börsenfähigkeit erstellen sie die Unternehmensanalysen mit aussagekräftigen Daten.

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Für ein IPO am regulierten Markt wie der Frankfurter Börse setzt die Börsenzulassungsverordnung weitere Gegebenheiten voraus:

  • Ausgabe von mindestens 10.000 Aktien
  • Eigenkapital nicht unter 1,25 Millionen Euro
  • Streubesitzanteil (zum Börsenhandel bestimmte Aktien) ab 25 Prozent.
  • Börsen- oder Wertpapierprospekt mit Bilanzen, Quartalsabschlüsse, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Kapitalflussrechnung für die letzten drei Jahre
  • Existenz oder Historie des Unternehmens ab drei Jahren

Einen Unternehmensgewinn in den letzten Jahren vor dem IPO wird heute aufgrund des Wettbewerbs zwischen den Börsenstandorten in Deutschland nicht mehr vorausgesetzt.

Ermittlung der Börsenreife – Das IPO Readiness

Ein Börsengang ist zeitintensiv und teuer. In der Regel hat ein Unternehmen selten das notwendige Know-how und bedient sich an IPO-Beratern oder an einer der späteren Konsortialbanken. Mehrere beauftragte Investmentbanken sind ein Konsortium. Beispielsweise nimmt die Deutsche Bank mit Goldman Sachs unter Zuhilfenahme von Wirtschaftsprüfern eine Due-Diligence-Prüfung (mit Sorgfalt durchgeführte Risikoprüfung) vor. Ziel der sorgfältig durchgeführten Risikoprüfung ist ein Comfort Letter.

Die Due-Diligence-Prüfung bewertet die rechtliche und finanzielle Lage der Aktiengesellschaft. Für die Richtigkeit der Zahlen verbürgt sich der Wirtschaftsprüfer. Nach der Erstellung erster Finanzanalysen (Research-Reports) wird das Unternehmen von allen Seiten analysiert:

  • Zusammenfassung der internen Unternehmensdaten
  • Allgemeinen Beschreibung und Historie
  • Aktuellen Entwicklung und Wettbewerbsanalyse
  • Peergroup-Vergleich mit börsennotierten Unternehmen
  • Cash-Flow-Analysen
  • Chancen und Abschätzung Risiko
  • Unternehmensbewertungen und Ermittlung des fairen Börsenwerts
  • Festlegung des Emissionspreises
Ermittlung der Börsenreife – Das IPO Readiness

Die unabhängige Prüfung entscheidet über die Börsenreife. Durch die Unternehmensbewertung wird der mögliche Kapitalzufluss über die Börse eingeschätzt.

Aufbau fehlender Ressourcen

Aufbau fehlender Ressourcen

Für die Zeit während und nach dem IPO- Projekt benötigt die AG neue Positionen und Funktionen. Ausgereifte Prozesse und Systeme helfen bei den Pflichten eines börsennotierten Unternehmens.

Neben der Steueroptimierung auf Unternehmens- wie Aktionärsebene wird eine Kapitalmarkt-Infrastruktur aufgebaut. Der Emittent verpflichtet sich nach erfolgtem Börsengang zur

  • Veröffentlichung eines Jahresabschlusses
  • eines Zwischenberichts für die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres
  • sowie von Ad-hoc-Mitteilungen.

Emissionsprospekt erstellen und Prospektprüfung

Nach einem erfolgreichem Due Diligence Verfahren erstellt das Konsortium die Finanzinformationen und anderen wichtigen Inhalten für den Emissionsprospekt. Diese Unterlagen prüft die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung („Bilanzpolizei“), das BaFin und die Börse.

Marketing und Roadshow

Für Investoren und Anleger gibt es genügend Anlagemöglichkeiten am Markt, sodass sie nicht auf die Platzierung einer Neuemission warten. Daher stellen Aktiengesellschaften vor dem Initial Public Offering ihr Geschäftsmodell und den Börsenprospekt bei institutionellen Investoren vor.

Diese Großinvestoren wie Banken, Versicherungen, Pensionskassen und Investmentgesellschaften haben das nötige „Kleingeld“, um größere Aktienbestände in ihr Portfolio zu übernehmen. Vorab macht das Bankensyndikat zukünftige institutionelle Anleger mit dem Unternehmen und der Bewertung der Aktienanalysten vertraut.

  • Interessante Equity Story mit relevanten Finanzinformationen und Marktdaten sowie überzeugendem Geschäftsmodell
  • Attraktive Wachstumsaussichten der Branche
  • Positive Entwicklung der Marktposition
  • Alleinstellungsmerkmale
Marketing und Roadshow

Das Ziel der anschließenden Roadshow: Geeignete Anleger zum IPO-Start zu finden. Neben der Werbung für den Börsengang überprüft das Unternehmen das Interesse an den Aktien. Daraus abgeleitet wird das Emissionsvolumen. Die Covid Pandemie sorgte für verstärkt virtuelle Roadshows. Es werden in kürzerer Zeit mehr Großinvestoren wie Investmentfonds, Banken, Hedgefonds oder solvente Kunden der Aktiengesellschaft angesprochen.

Zuteilung der Aktien an Investoren

Zuteilung der Aktien an Investoren

Nach dem Sammeln der Zeichnungsaufträge (Ordertaking) gibt es die Zuteilung der Aktien. Optimal für den Börsengang ist eine Überzeichnung der Aktien. Das bedeutet, es werden mehr Aktien von Investoren nachgefragt als Angebot besteht. Im umgekehrten Fall wird das IPO häufig verschoben.

Investmentbanken können ein Teil des Risikos für den Kauf von Aktien übernehmen. Sie tätigen im vereinbarten Rahmen gesetzlich zulässig Stützungskäufe für maximal 30 Tage bei ausbleibendem Kaufinteresse. Neben einer Gebühr erhalten sie einen Teil der Aktien. Sie halten diese im Depot (Eigenverwaltung) oder bieten ihren Kunden diese zu einem Sonderpreis vor dem Börsengang an.

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Börsengang Erstnotiz und reguläre Handel an der Börse

Die Aktien werden in ein Handelsregister eingetragen. Mit dem Läuten der Börsenglocke am Parkett erfolgt die Erstnotierung oder das öffentliche Angebot der Aktie an der Börse (Erstnotiz). Ob die neuen Aktien in New York oder Frankfurt platziert sind, ab dem ersten Handelstag werden sie weltweit gehandelt. Die Eigentümer hoffen mehrheitlich mit dem IPO auf eine neue Tesla Aktie. Das Start-up notierte 2010 mit dem ersten Kurs bei 17 US Dollar.

Vor- und Nachteile eines IPOs

Die Entscheidung für einen Börsengang kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Welche das sind, erfahren Sie hier:

Vorteile eines IPO

  • Günstigere Finanzierung durch Eigenkapital am Kapitalmarkt
  • Erhöhung Eigenkapitalquote verbessert Bonität
  • Genaue Wertermittlung des Unternehmens
  • Exit-Strategie Alteigentümer und Unternehmensnachfolge
  • Einfache Mitarbeiterbeteiligung
  • Vereinfacht das M&A Vorhaben, Möglichkeit des Aktientauschs
  • öffentliche Aufmerksamkeit und Wahrnehmung

Nachteile eines IPO

  • Strikte Regeln, unterjährige Veröffentlichungspflichten, ad-hoc-Meldungen und Reporting
  • Mitbestimmung der Aktionäre
  • Gewinnbeteiligung der Aktionäre
  • hohe Kosten für das IPO
  • steigende Verwaltungskosten für Bilanzierung und Umstellung des Bilanzierungsverfahrens
  • Beachten zusätzlicher Vorschriften im Aktien- und Steuerrecht

FAQ

Sie haben weitere Fragen? Hier sind die Antworten!

Bei einem Spin-Off oder Carve-Out spaltet der Konzern Teile des Unternehmens ab. Die Aktionäre erhalten für die Abgabe dieses Firmenteils Gratisaktien des neuen Unternehmens oder vergünstigt Aktien zum Kauf angeboten. Bekannt für Spin-Off ist die Siemens AG. Infineon, SIS, Leesys, Osram, Siemens Healthineers und Siemens Energy gehörten alle zur Siemens.

Eine Special Purpose Acquisition Companies (SPAC) ist ein Börsenmantel oder Börsenhülle. Das SPAC betreibt keinerlei unternehmerische Tätigkeit. Die Wertpapiere werden vergleichsweise unkompliziert und schnell zugelassen. Mit dem im Börsengang eingesammelte Kapital kauft das SPAC in einem Zeitrahmen von bis zu 24 Monaten ein oder mehrere Unternehmen.

Durch das Verschmelzen mit dem Börsenmantel kürzt die AG den Umweg über das langwierige IPO Verfahren ab. Die Anleger in ein SPAC haben Vertrauen in das Management, dass diese noch unentdeckte, ertragreiche Unternehmen aufspüren und kaufen. Über eine Investmentbank besteht die Möglichkeit, ein Reverse Takeover (Börsenmantel) direkt für ein Unternehmen zu gründen. Mit den ähnlichen Vorteilen eines SPACs.

Aufgrund diverser Finanzskandale gründete die Regierung 2005 die DPR. Ziel ist die Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit auf die Rechnungslegung für die Investoren und Anleger zu gewährleisten. Die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung überwacht der Rechnungslegung kapitalmarktorientierter Unternehmen. Sie prüft die Jahresabschlüsse und Jahresberichte an einer inländischen Börse zum Handel zugelassener Aktiengesellschaften.

Verweigert eine Kapitalgesellschaft die Prüfung, kann die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Bilanzprüfung durchzusetzen. Üblich sind Stichprobenprüfung (circa alle 4-5 Jahre) sowie Anlassprüfung wegen möglicher Verstöße und die Prüfung auf Verlangen der BaFin. Eine Überprüfung der Abschlüsse eines Unternehmens dauert bis zu sechs Monate.

Die Kosten eines IPOs stehen im Zusammenhang mit den Anforderungen der Registrierung am ausgewählten Börsenplatz. Die Deutsche Börse als Betreiber der Frankfurter Börse unterscheidet die Börsensegmente in Prime Standard, General Standard und Freiverkehr (Open Market). Die Kosten für das Listing sind von Fall zu Fall unterschiedlich. Der Prime Standard kostet mehr als der Freiverkehr.

Die Anzahl der Aktien und das Emissionsvolumen, die Gebühren und Kosten der Wirtschaftsprüfer, Underwriters, Emissionsbanken, Börseneinführungskosten und Rechtsberatung sind individuell. Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG liegen die Kosten bei mindestens 5 Prozent aus dem Erlös des Börsengangs.

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