Börsennotierte Wohnungsgesellschaften in Europa

 In Branchen, Immobilien

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Im Allgemeinen stellt die Berichterstattung hinsichtlich Tatsachentreue und Objektivität hohe Anforderungen an sich selbst. Medienberichte über die Immobilienbranche erfolgen jedoch häufig aus einem Blickwinkel, der die Marktbeteiligten in Gut und Böse zu unterteilen scheint. Nicht selten wird dabei das Narrativ des kalten, raffgierigen Immobilienunternehmens bedient, welches in erpresserischer Manier die Grundbedürfnisse sozial Schwächerer ausnutzt, um Rendite zu erwirtschaften und so die Kapitalgeber zu befriedigen.

Die Immobilienwirtschaft blickt auf sehr erfolgreiche Jahre zurück, in denen sich der Investmentmarkt trotz vielfältiger politischer und ökonomischer Unsicherheiten positiv entwickelte. Dazu beigetragen hat insbesondere die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Immobilien erfüllen das Bedürfnis der Marktakteure nach risikoarmen und inflationssicheren Anlageformen. Die veränderten Kapitalströme und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung sorgten letztlich dafür, dass sich im letzten Zehnjahreszeitraum die Immobilien- und Mietpreise selbst in strukturschwachen Regionen überdurchschnittlich gut entwickelten. Gerade börsennotierte Wohnungsgesellschaften konnten von der hohen Nachfrage profitieren, vornehmlich durch Bewertungsgewinne und steigende Aktienkurse. Die weltweite Pandemie hat die Nachfrage nach Immobilien mit sicherem und nachhaltigem Cashflow noch erhöht, sodass immer mehr Anleger ihr Portfolio um Immobilienaktien erweitern. Gleichzeitig nehmen jedoch auch die Preisdynamiken zu.

Ausprägungsformen und Besonderheiten von Wohnungsgesellschaften

Laut Mikrozensus-Erhebung des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2018 wurde ermittelt, dass 31,2 Prozent der etwa 37 Millionen Wohnungen in Deutschland von Privatpersonen vermietet werden. Bei weiteren 46,5 Prozent der Wohneinheiten handelt es sich um selbstgenutzte Objekte.

Nur 22,4 Prozent des Wohnungsmarktes entfallen auf genossenschaftliche, privatwirtschaftliche sowie staatliche bzw. kommunale Immobilienunternehmen. Wohnungsgesellschaften sind also Unternehmen, deren Tätigkeitsschwerpunkt im Bau, der Bewirtschaftung, Verwaltung und der Verwertung von Wohnimmobilien besteht.

Innerhalb der Europäischen Union fallen die Eigentumsverteilungen je nach Mitgliedsstaat unterschiedlich aus. Der Anteil der börsennotierten Wohnungsgesellschaften fällt jedoch jeweils gering aus.

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Die Wohnungs- bzw. Wohnungsbaugenossenschaften stellen dabei mit 12,4 % die am stärksten verbreitete Ausprägungsform der Wohnungsgesellschaften in Deutschland dar. Die Nutzung einer Genossenschaftswohnung setzt eine Mitgliedschaft in der betreffenden Genossenschaft und den Abschluss eines Dauernutzungsvertrages voraus. Je nach Wohnungsgröße müssen die Mieter einmalig die in der Satzung festgelegte Anzahl Genossenschaftsanteile zeichnen, sowie ein monatliches Nutzungsentgelt, also die Miete, bezahlen. Außerdem können Genossenschaften Schuldverschreibungen emittieren, um zusätzliches Kapital einzusammeln. Die erwirtschafteten Überschüsse werden primär in den Bestandserhalt und den Ausbau des Gebäudebestands investiert. Seltener erfolgen auch Ausschüttungen an die Genossenschaftsmitglieder. Gemeinhin gelten Wohnungsgenossenschaften als sozial verantwortlich und demokratiefördernd, da nicht die Kapitalvermehrung im Fokus der Wirtschaftstätigkeit liegt, sondern die Förderung der Mitgliederinteressen. Häufig liegen die Nutzungsentgelte unter den ortsüblichen Vergleichsmieten.

Bei börsennotierten Wohnungsgesellschaften handelt es sich um Unternehmen der Wohnungswirtschaft, die in der Rechtsform der Aktiengesellschaft (AG) betrieben werden. Meistens handelt es sich um Großunternehmen, die mehrere zehntausend Wohneinheiten verwalten. Die Ausgabe von Aktien, die an der Börse handelbar sind, gibt Immobilienaktiengesellschaften die Möglichkeit, schnell zu wachsen, anspruchsvolle und kapitalintensive Projekte zu realisieren und letztlich auch große Marktanteile zu erschließen. Außerbörsliches Wachstum erfolgt rein durch die Reinvestition des erwirtschafteten Überschusses. Da die im Vermietungsgeschäft erzielbaren Renditen – von den bekannten Top-Standorten abgesehen – selten im zweistelligen Bereich liegen, fällt dieses Wachstum entsprechend langsam aus. Börsennotierte Unternehmen haben somit einen entscheidenden Vorteil am Markt. Die Aktionäre wollen für ihren Kapitaleinsatz und das damit verbundene Risiko entschädigt werden, entweder in Form von Dividende oder Kursgewinnen. Die Kombination aus schnellem Wachstum und der Notwendigkeit, die Interessen der Aktionäre zu befriedigen, hat dazu geführt, dass viele deutsche und europäische Immobilienaktiengesellschaften bei der gesellschaftlichen Diskussion um Mietpreisentwicklung und Gentrifizierung im Fokus der Kritik stehen. Im Vergleich zu anderen Branchen fallen die Renditen gering aus. Dies zwingt die Unternehmen zu Skalierung und Rationalisierungsmaßnahmen. Der Kostendruck und die Komplexität bei der Verwaltung großer Immobilienbestände führen unvermeidlich hin und wieder zu Konfliktsituationen mit den Mietern, etwa bei Reparaturen innerhalb der Wohnungen oder größeren Sanierungen mit einhergehenden Mietpreiserhöhungen. Die starke Auseinandersetzung mit solchen Konfliktsituationen in den Medien erzeugt mitunter ein einseitiges Bild, das vergessen lässt, dass börsennotierte Wohnungsgesellschaften erheblich dazu beitragen, notwendigen zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, Impulse für die Transformation der Branche geben sowie die Standards und Normen der Zukunft gestalten. Sie nehmen folglich eine Schlüsselposition ein.

Investitionsmöglichkeiten in den Immobiliensektor

Am Erfolg börsennotierter Wohnungsgesellschaften lässt sich durch den Kauf von Einzelaktien und die Investition in Immobilienfonds partizipieren. Beachten Sie jedoch, dass Investitionen in Immobilienaktien risikobehaftet sind. Die Schwankungsbreite von Immobilienaktien fiel in der Vergangenheit ähnlich hoch aus, wie die des MSCI World Index. Eine nicht abschließende Übersicht europäischer Immobilienaktiengesellschaften finden Sie im nächsten Abschnitt.

Neben Aktiengesellschaften sind auch „Real Estate Investment Trusts (REITs)“ an Börsen gelistet. Sie genießen bei Investoren aufgrund von Steuervorteilen und hohen Ausschüttungen eine gewisse Beliebtheit. REITs sind dazu verpflichtet, den überwiegenden Teil der erwirtschafteten Überschüsse (> 90 Prozent) in Form von Dividenden auszuschütten. Diese gesetzlichen Auflagen schränken somit die unternehmerische Flexibilität und die Wachstumspotentiale der Gesellschaften ein.

Eine zunehmend beliebtere Option stellen börsengehandelte Indexfonds (ETF) dar. Allein an deutschen Börsen sind etwa 30 ETF notiert. Sie bilden Immobilienaktienindizes kostengünstig, da ohne aktives Management, nach. Durch die Wahl breit gestreuter Indizes kann das Risiko reduziert werden. Achten Sie bei der Wahl von ETF auf die enthaltenen Einzelwerte.

Daneben gibt es noch eine Vielzahl alternativer Anlageoptionen. Zu den bekanntesten zählen offene und geschlossene Immobilienfonds. Außerdem gewinnt Crowdinvesting im Immobiliensektor zunehmend an Bedeutung.

Große börsennotierte Wohnungsgesellschaften aus der Eurozone

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Börsennotierte Wohnungsgesellschaften, die ihre Wertschöpfung durch die Verwaltung und Vermietung von Wohnungen erzielen, stellen eine deutsche Spezialität dar. Grund dafür ist die in Deutschland vergleichsweise geringe Eigentumsquote und folglich hohe Anzahl an Mietwohnungen. Große Immobilienaktiengesellschaften finden sich jedoch auch im europäischen Ausland.

Vonovia ist die weltweit größte Immobilien-AG. Vonovia verwaltet knapp 415.000 eigene Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden und zusätzlich 73.000 Wohnungen für andere Vermieter. Daneben ist das Unternehmen im Wohnungsbau aktiv. Mehr als 10.000 Mitarbeiter erwirtschaften jährlich ca. zwei Milliarden Euro.

Deutsche Wohnen ist mit 162.000 Wohnungen die Nummer Zwei in Deutschland. Deutsche Wohnen hat dabei einen räumlichen Fokus auf den Großraum Berlin und beschäftigt dort ca. 3500 Mitarbeiter. Weitere Standbeine sind der Handel mit Immobilien und der Betrieb von Pflegeheimen sowie betreuten Wohnangeboten für Senioren.

TAG Immobilien AG ist mit 85.000 Wohnungen ein weiteres Schwergewicht aus Deutschland, welches ab 2019 nach Polen expandiert. Die jährlichen Mieterlöse belaufen sich auf 315 Millionen Euro.

Grand City Properties ist ein Unternehmen aus Luxemburg. Hauptsächlich investiert ist es jedoch ebenfalls in Deutschland. Es hält ca. 70.000 Wohnungen in Nordrhein-Westfalen und Ostdeutschland. Damit werden jährlich 8 Milliarden Euro Mieteinnahmen generiert. • Grand City Properties beschäftigt etwa 900 Mitarbeiter.

Kojamo ist die größte finnische Wohnungsgesellschaft. Es besitzt 35.000 Wohnungen in den finnischen Wachstumsregionen. Der regionale Schwerpunkt liegt im Großraum Helsinki. Das Unternehmen ist erst seit 2018 börsennotiert und beschäftigt 340 Mitarbeiter.

Xior Student Housing ist eine belgische Immobiliengesellschaft, die sich auf Studentenunterkünfte spezialisiert hat. Sie ist aktiv in den Benelux-Staaten und auf der iberischen Halbinsel. Mit den etwa 9000 Wohneinheiten werden jährlich ca. 1,4 Milliarden Euro Mieteinnahmen erwirtschaftet.

Irish Residential Properties ist ein REIT mit ca. 3800 Wohneinheiten Irland. Die Mieteinnahmen pro Jahr belaufen sich auf 72 Millionen Euro. Aufgrund der irische REIT-Auflagen werden mindestens 85 Prozent der Überschüsse als Dividende an die Anleger ausgeschüttet.

Immobilienmakler Bielefeld

Wenn Sie aufgrund Ihrer Risikoneigung nicht in Aktien oder Fonds investieren möchten, können Sie natürlich auch durch eine vermietete oder selbstgenutzte Immobilie vom Wachstum des Immobilienmarktes am Standort Bielefeld profitieren. Für die Suche nach einem geeigneten Objekt empfiehlt sich die Beauftragung eines erfahrenen Immobilienmakler Bielefeld.

 

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