Was geschah am Schwarzen Freitag 1929?

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In der Geschichte der großen Börsencrashs bleibt einer in besonderer Erinnerung: der Crash des Jahres 1929. Ein ökonomischer Kollaps, der bedeutende Teile der Geschichte des 20. Jahrhunderts direkt und indirekt prägen sollte. Einen fundamentalen Anteil an der folgenden Weltwirtschaftskrise hat jener Schwarzer Freitag von 1929. Wie eine Lawine sorgte der Verkauf von Aktien für radikale Kursabfälle, die sich direkt in der Weltwirtschaft niederschlugen.

Als Ursache galt eine riesige Spekulationsblase, die jedoch nicht nur die Wall Street in New York, sondern auch die vom Versailler Vertrag gebeutelte deutsche Wirtschaft empfindlich traf. Der am Schwarzen Freitag 1929 ausgelöste Börsencrash kann so als folgenreichster Finanzcrash der bisherigen Geschichte gelten. Und er ist ein Lehrstück für den bedeutenden Einfluss des Börsengeschehens auf Weltereignisse.

Der große Crash – was passierte im Oktober 1929?

24.10.1929 – so lautet das genaue Datum des Schwarzen Freitags. Jener Zeitraum wurde in den USA hingegen als Black Thursday, als Schwarzer Donnerstag bekannt. Die unterschiedliche Namensgebung lässt sich unter anderem durch die Zeitverschiebung erklären, aber auch durch die zeitlich leicht verschobene Wirkung des Crashs, der in Deutschland und Europa versetzt auf die Wall Street folgte. Doch gemeint ist grob das Gleiche: An jenem Tag kam es zu einer ökonomischen Kettenreaktion, durch welche der jahrelange Optimismus an der Börse schlagartig endete und wodurch tausende Anleger in den finanziellen Ruin getrieben wurden.

Viele Anleger hatten ihr Hab und Gut an der Börse investiert, auch weil der Boom in den Vorjahren Anlass zu Optimismus gab. Doch die Kurse stagnierten bereits seit Wochen und viele Anleger spürten die Anzeichen und fürchteten um ihre Ersparnisse. Aus heutiger Sicht ist schwer zu identifizieren, was die spezifische Ursache für den Crash des Dow Jones an jenem Freitag war.

Abwärtsspirale

Klar ist, dass auf den ersten Blick unscheinbare Auslöser und die pessimistische Gemengelage durch die Stagnation zu einer gigantischen Abwärtsspirale führte, die gegen 11 Uhr Ortszeit jenes Tages an der Wall Street losgetreten wurde. Etwa 11 Milliarden Dollar Unternehmenswerte wurden innerhalb von nur zwei Stunden der Spekulation zerstört. Daraus entwickelte sich eine Kettenreaktion, die als Schwarzer Freitag 1929 auch an den europäischen Börsen zu spüren war.

Nur eine Woche später folgte in den USA der Black Tuesday, durch den Milliarden von Dollar verloren gingen. Konsequenz war die sogenannte Great Depression, die Große Depression, die zwischen 1929 und 1939 die US-amerikanischen Wirtschaft sowie die Weltwirtschaft auf eine Talfahrt führte. Alleine in den ersten drei Jahren fiel das Bruttoinlandsprodukt der Welt um 15 Prozent: Ein gigantischer Kollaps der Weltwirtschaft, der Armut und politische Verwerfungen zur Folge hatte.

Zum Vergleich: Während der durchaus schmerzhaften Rezession zwischen 2008 und 2009 reduzierte sich das BIP der Welt lediglich um einen Prozent und hatte bereits sichtbare Auswirkungen. Die Great Depression war daher nicht weniger als ein monumentaler Wirtschaftscrash, der im Börsengeschehen am Schwarzen Freitag 1929 einen wesentlichen Auslöser hatte.

Wodurch wurde der Schwarze Freitag ausgelöst?

Das Geschichtsevent entwickelte sich nicht isoliert an einem Tag. Bereits Wochen vorher kündigte sich die Instabilität an der Börse an. Die vorher steigenden Kurse begannen zu stagnieren. Zu den prominentesten Warnern zählte unter anderen der US-amerikanische Wirtschaftsforscher und Statistiker Roger Babson, der bereits im September 1929 vor einem großen Crash warnte. Doch die Anleger von einem nahenden Börsencrash zu überzeugen, war gar nicht so einfach. Denn jahrelang herrschte ein grenzenloser Optimismus an der Börse, ein regelrechter Boom.

Im Vorlauf zur ökonomischen Katastrophe prägten die Roaring Twenties das Geschehen in den USA und der Welt – die Goldenen Zwanziger. Auch in Deutschland herrschte von 1924 bis 1929 ein großer Wirtschaftsboom mitsamt steigenden Aktienkursen, der den Optimismus vieler Anleger prägte. Besonders optimistische Menschen spekulierten gar auf einen ewigen Wirtschaftsboom, durch den sich per Anlage das Geld vervielfältigen ließe. Daher verschuldeten sich nicht wenige Menschen, um in Aktien anzulegen – in der Hoffnung auf das große finanzielle Glück.

Spekulationsblase

Doch stattdessen wartete der finstere Boden der Tatsachen. Dieser unbändige Optimismus lässt sich auch mit einem anderen Phänomen vergleichen: Denn wie einigen die Titanic einst als unsinkbar galt, so hielten selbst namhafte Spekulanten den Wirtschaftsboom für unaufhaltbar. Der grenzenlose Optimismus sollte in beiden Fällen jedoch zur Katastrophe führen. Es bildete sich eine Spekulationsblase, die sich nur schwer kontrollieren ließ. Im Vorlauf zum Schwarzen Freitag zeigte sich die Hybris vieler Menschen – und das blinde Vertrauen in eine stabile Wirtschafts- und Börsenentwicklung.

Und so trafen logisch argumentierende Mahner auf taube Ohren, obwohl sich bereits im September 1929 eine Spekulationsblase andeutete und die Kurse stagnierten. Angefeuert wurde der Optimismus in der ersten Hälfte von 1929 auch durch den Amtsantritt von Herbert Hoover als amerikanischer Präsident. Der erfolgreiche Unternehmer war vorher als Handelsminister tätig und galt als Wirtschaftsfachmann, der durch seine Politik laut damaligen Ansichten auch für die boomenden Roaring 20s mitverantwortlich war. Folge des blinden Optimismus war der wohl schlimmste Crash der Börse in der bisherigen Geschichte. Und so kam es ab Januar 1929 zu weiteren Spekulationsexzessen, die im Oktober schließlich zur Katastrophe, zum großen Crash mitsamt der Great Depression führten.

Wie wirkte sich der Schwarze Freitag auf die deutsche Wirtschaft aus?

Wie viele Börsencrashs war jener Schwarzer Freitag 1929 keine isolierte Katastrophe, die sich auf den Dow Jones der Wall Street beschränkte. Die ökonomische Gemengelage der Weimarer Republik machte das damalige Deutschland zur am zweitstärksten betroffenen Nation durch den Wirtschaftscrash. Hinein spielte unter anderem auch der Versailler Vertrag, der die deutsche Wirtschaft mit seinen wirtschaftlichen Beschränkungen und Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg ökonomisch prägte und für eine volatile wirtschaftliche Lage sorgte.

Für die wirtschaftliche Anfälligkeit jener Zeit sorgte auch die Abhängigkeit von internationalen Investitionen: Als Folge des Börsencrashs zeigten sich insbesondere die USA und vergleichbare Wirtschaftsmächte zunehmend protektionistisch, zogen ihre Investitionen im Ausland inklusive Deutschland zurück und verstärkten ihre Einfuhrzölle. Ein vom Krieg gebeuteltes Deutschland, das auf Exporte und Investitionen angewiesen war, wurde von den Entwicklungen wesentlich betroffen. Und natürlich war auch der deutsche Börsenmarkt von den internationalen Entwicklungen betroffen.

Arbeitslosigkeit

Der so gestiegenen Belastung konnten die deutschen Banken nicht mehr standhalten, einige waren nicht mehr zahlungsfähig. Die Unternehmen konnten entsprechend keine Kredite mehr aufnehmen und mussten an Stellen und Produktionskapazitäten sparen. Prominent betroffen von der Situation wurden auch die Aktien der Baubranche, was für Chaos an den Baustellen und dem Jobverlust bei etwa der Hälfte der Bauarbeiter führte. Das sorgte für massive Arbeitslosigkeit, die Menschen hatten kein Geld mehr zur Verfügung. Armut, Hunger, soziale Ausgrenzung entwickelten sich zu einem zentralen Problem. Die sowieso schon politisch instabile Weimarer Republik hatte mit einem ökonomischen Kollaps zu kämpfen.

Radikalisierung

Extremistische Parteien wie die NSDAP machten sich diese prekäre Lage zunutze, um ihre menschenverachtenden Ideologien zu verbreiten und den Nährboden für ihren Aufstieg an die Macht zu legen. Die Gemengelage aus instabilen politischen Verhältnissen, Arbeitslosigkeit, Armut und Wirtschaftscrash zusammen mit den Eindrücken des Ersten Weltkriegs sollten schließlich zwar nicht die vollständige Erklärung – und gar nicht erst eine Rechtfertigung – aber Mitursache für die nächste Katastrophe werden: dem Aufstieg der Nazis und den Zweiten Weltkrieg.

Fazit

Der Schwarze Freitag von 1929 ist ein Schlüsselmoment für zahlreiche katastrophale Entwicklungen im 20. Jahrhunderts. Auf den Wirtschaftsboom der Goldenen Zwanziger folgte ein Kollaps der Finanzmärkte, der sich auf das Leben von Millionen von Menschen niederschlug. In den USA auch als Great Crash bekannt, führte dieses Ereignis unter anderem zur US-amerikanischen Great Depression, der großen Depression, die globale Folgen hatte. In Deutschland hatte die Weimarer Republik unter dem Gewicht politischer Instabilität und des ökonomischen Crashs zu kämpfen. Der Schwarze Freitag leitete so – unter Vorlauf wochenlanger Stagnation – einen monumentalen ökonomischen Einbruch ein, der die gesellschaftliche und politische Landschaft des 20. Jahrhunderts nachhaltig prägen sollte.

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