Stabile Renditen und langfristige Perspektiven: Der Blick auf Versorger-Aktien

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Bei einem Blick auf den Aktien-Markt wird den meisten Anlegern schnell bewusst, dass die Entscheidung für oder gegen eine Branche sehr weitreichend sein kann. Während Geschäftsfelder wie Informationstechnologie, Pharmazie oder Konsumgüter sehr begehrt sind, fallen einige Branchen weniger auf. Eine davon ist die Versorgerbranche. Unternehmen, die ihre geschäftliche Tätigkeit auf Versorgungsdienstleistungen wie Gas, Wasser oder Strom gelegt haben, gelten als stabil und beständig.

Dies hat einen Grund: Versorger-Aktien dieser Branche sind eher defensiv, da diese Art der Dienstleistung eine dauerhafte Nachfrage mit sich bringt. Wer möchte schon auf fließendes Wasser, Zugang zu Elektrizität oder Wärme verzichten? Wegen der stabilen Einnahmen ist bei Versorger-Wertpapier zudem häufig mit einer verlässlichen Dividende zu rechnen. Wie Ihr Portfolio von dieser vermeintlich langweiligen Branche dauerhaft profitieren kann, erfahren Sie hier.

Die wichtigsten Versorger-Branchen und Unternehmen

Jede Unternehmensbranche ist vielseitig und bietet Anlegern eine Reihe von Möglichkeiten, ihr Geld zu investieren. Doch worauf sollten Sie dabei achten und welche Firmen fallen überhaupt in die Branche der Versorger? Genauer betrachtet gehören neben den drei großen Bereichen Strom, Wasser und Gas eigentlich auch noch Abfallwirtschaft und Telekommunikation zu den Grundversorgern.

Erstere sind aber nur selten an der Börse zu finden, während Letztere auf dem Aktienmarkt ihre eigene Nische bilden. Die drei wichtigsten Branchen machen dementsprechend den größten Anteil aus. Welche Art von Versorger-Aktie am besten für Ihr Portfolio geeignet ist, können Sie durch eine genauere Betrachtung der Teilbranchen herausfinden.

Stromversorger

Diese Branche ist weitläufig als „Energieversorger“ bekannt und damit unverzichtbar für alle Privat- und Geschäftshaushalte. Stromversorger sind essentiell wichtig für die Versorgungssicherheit eines Landes und werden daher oftmals bei finanziellen Schwierigkeiten oder ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen vom Staat unterstützt. Dies bietet zwar zusätzliche Sicherheit für Investoren, allerdings wirkt sich ein regulierter Markt meist negativ auf die Gesamtrendite aus.

Aufgrund der Energiewende stehen Stromversorger aktuell vor vielen Herausforderungen. Diese können allerdings auch als große Chance wahrgenommen werden, denn der Bedarf an Elektrizität steigt weiterhin stark. Die Umstellung auf Elektro-Autos wird für Energieversorger zu einem neuen Geschäftsfeld, das in Zukunft für weitere Umsatzsteigerungen sorgen könnte.

Gasversorger

Gas wird von der Industrie sowie Privathaushalten in vielerlei Hinsicht benötigt. Zum einen wird Erdgas nach wie vor für die Beheizung von Wohnräumen und öffentlichen Gebäuden benötigt, zum anderen ist Gas in vielen Ländern eine Quelle zur Stromerzeugung. Das bedeutet, dass Gasversorger eine starke Rolle auf dem nationalen und internationalen Rohstoffmarkt spielen. Gasunternehmen stehen in der Verantwortung, eine sichere Versorgung für die Bevölkerung zu gewährleisten.

Regelmäßige Wartungen und Ausgaben für die Sicherheit des Gasnetzes gehören damit zum täglichen Geschäft. Da Gas hauptsächlich auf dem internationalen Markt erworben wird, spielen in dieser Branche auch politische Risiken eine Rolle. So haben sich die Hauptlieferanten für den Rohstoff im Bezug auf Deutschland in den letzten Jahren verändert. Das spiegelt sich häufig auch an der Börse wider. Aufgrund der Umstellung auf erneuerbare Energien könnten Gasversorger zudem in den nächsten Jahren und Jahrzehnten deutlich weniger gefragt sein.

Deswegen stellen viele Firmen bereits jetzt ihren Fokus um und konzentrieren sich zusätzlich auf erneuerbare Energien. Anleger, die in der Gegenwart noch an den Rohstoff Gas glauben, können allerdings das ein oder andere Prozent Rendite, z. B. in Form von Dividende, mitnehmen.

Wasser- und Abwasserentsorger

Die Bedeutung von Trinkwasser ist für das Leben essentiell und steht weit vor anderen Grundbedürfnissen. In dieser Branche gibt es sowohl verstaatlichte, kommunale Unternehmen, als auch Privatunternehmen, die die Wasserver- und entsorgung für die Bevölkerung garantieren. Dementsprechend sind nicht alle agierenden Firmen dieser Teilbranche an der Börse gelistet.

Die Hauptaufgabe der Wasser- und Abwasserentsorger ist es, sauberes und sicheres Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Dieses muss nationalen, aber auch internationalen Standards gerecht werden. Die stetige Überwachung der Qualität gehört dabei zu den Hauptaufgaben. Private Unternehmen, die in dieser Branche tätig sind, nutzen ihre Geschäftsgewinne häufig dafür, um die Wasserver- und entsorgung technisch zu verbessern und voranzubringen. Hier steckt vor allem im Hinblick auf die Umwelt ein riesiges Renditepotenzial.

Die erfolgreichsten Versorgerunternehmen

Wie in allen Aktien Branchen gibt es auch in der Versorgerbranche einige Unternehmen, die besonders hervorstechen. Manche von ihnen schaffen es, seit vielen Jahren zufriedenstellende Gewinne zu erzielen, ohne dabei Umwelt und Klima zu vernachlässigen. Einige davon lernen Sie hier näher kennen:

RWE

Der Stromversorger mit Sitz in Essen gehört den größten Energieunternehmen Europas. Die Firma betreibt Kraftwerke in mehreren europäischen Ländern und setzt nach wie vor auf eine Mischung aus verschiedenen Stromerzeugungs-Quellen, wie z. B. Kernenergie, Kohle, Gas, Biomasse sowie Wind und Sonne. Die RWE-Aktie ist Teil des Deutschen Aktienindex, kurz DAX, und gehört damit zu Deutschlands wichtigsten Aktiengesellschaften. RWE ist eine attraktive Anlagemöglichkeit für Investoren, die eine solide, deutsche Versorgeraktie mit Dividendenzahlung in ihrem Portfolio haben möchten.

Engie

Wenn Ihnen deutsche Aktien zu langweilig sind, oder Sie bereits zur Genüge darin investiert sind, sollten Sie sich die französische Aktiengesellschaft Engie genauer anschauen. Der Energieversorger ist spezialisiert auf Strom und Gas und ist dafür bekannt, mit der Zeit zu gehen. Bis 2040 will Engie komplett klimaneutral sein und sich ausschließlich erneuerbare Energien verlassen. Bereits heute betreibt die Firma Solaranlagen, Windparks und Wasserkraftwerke und ist damit am Puls der Zeit. Aktionäre können sich zudem über eine solide Dividende freuen.

Shell

Wenn Sie der Typ Anleger sind, der entgegen des aktuellen Trends investieren möchte, sollten Sie die Aktie von Royal Dutch Shell in Betracht ziehen. Der niederländische Energieversorger mit Geschäftsstellen in Großbritannien und den USA ist nicht gerade für sein fortschrittliches Handeln im Bezug auf den Klimawandel bekannt. Das wirkt sich auch auf die Bewertung der Aktie aus, denn diese ist mit einem niedrigen KGV ziemlich günstig zu erwerben. Obwohl Shell heutzutage weiterhin auf fossile Brennstoffe wie Öl und Gas setzt, möchte sich der Energieriese in Zukunft auch auf Wind- und Solarenergie spezialisieren und bis 2050 klimaneutral sein. Bis dahin werden Investoren mit großzügigen Dividenden belohnt, die durch das Geschäft mit fossilen Brennstoffen erwirtschaftet werden.

Deswegen lohnt sich eine Investition in Versorger-Aktien

Versorger-Aktien wirken auf den ersten Blick nicht besonders spannend, da die Branche nicht zu den wachstumsstärksten gehört. Mit großen Kursgewinnen ist daher in der Regel nicht zu rechnen. Dafür bieten die großen Versorger eine gewisse Sicherheit und Stabilität in Ihrem Depot. Durch langfristige Kundenverträge und die Unverzichtbarkeit der gehandelten Rohstoffe ist die Branche auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten krisensicher. Als Investor können Sie Versorger-Aktien entspannt in Ihrem Depot liegen lassen und sich über jährliche oder vierteljährliche Dividendenausschüttungen freuen.

Risiken und Herausforderungen

Neben den positiven Aspekten wie z. B. der Krisensicherheit, gibt es auch einige Herausforderungen, die Sie im Bezug auf Versorger-Aktien nicht ignorieren sollten. Versorger sind mehr als andere Branchen von den Regulatorien des Staates betroffen. Durch Eingriffe der Politik auf Tarife und Preise (z. B. Strompreisbremse) können Gewinneinbußen entstehen. Außerdem stehen Energieversorger vor einem großen technologischen Wandel.

Erneuerbare Energien oder neuartige Speichertechnologien müssen von Energieunternehmen zügig umgesetzt werden, damit die Position auf dem Markt verteidigt werden kann. Setzen Sie mit Ihrer Investition auf die falsche Versorger-Aktie, kann dies böse Folgen für Ihre Geldanlage haben. Ein ETF, der mehrere Versorger aus allen Teilbranchen beinhaltet, senkt dieses Risiko um ein vielfaches.

Tipps für eine erfolgreiche Investition in Versorger-Aktien

Wie bei allen Aktienanlagen gilt auch bei Versorger-Aktien: Setzen Sie nicht alles auf das selbe Pferd! Diversifikation im Portfolio ist das A und O. Selbst bei einem großen Hype sollten Sie niemals nur in eine Branche investieren. Auch wenn die Versorgerbranche als stabil gilt und ein verlässlicher Dividendenzahler ist, kann sich dies im Laufe der Jahre ändern. Da Aktien in der Regel eine langfristige Geldanlage sind, sollten Sie stets die Zukunft im Blick haben.

Die Beimischung von Aktien aus der Versorgerbranche ist in einem gut diversifizierten Portfolio jedoch absolut zu empfehlen. Wenn Sie sich nicht für einen Versorger-ETF entscheiden, sondern lieber eine Einzelaktie wählen, sollten Sie die Entwicklung des Versorger-Unternehmens und sowie der gesamten Branche stets im Blick behalten. Geschäftsentscheidungen im Hinblick auf den Klimawandel und die Entwicklung von neuen Technologien bestimmen als Zukunftspotenzial einer Aktie. Vor dem Aktienkauf sollten Sie außerdem einen Blick auf die Unternehmenskennzahlen und die Bilanz werfen. Nur solche Firmen, die solide Zahlen und Gewinne hervorbringen, sind eine stabile Investition.

Fazit

Wenn Sie Ihr Depot mit krisensicheren Werten ergänzen möchten, ist die Versorgerbranche eine gute Möglichkeit dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Im Gegensatz zu den heutzutage beliebten Wachstumsaktien bringen Strom-, Gas- und Wasserversoger stabilere Kurse und weniger Volatilität in ihr Depot. Anstatt auf hohe Kursgewinne oder gar eine Vervielfachung des Einstiegskurses zu hoffen, bekommen Sie mit Versorger-Aktien solide Dividendenzahler mit meist niedrigem KGV.

Als Anleger sollten Sie allerdings informiert bleiben und nicht auf bei den falschen Firmen einsteigen. Nur Versorger-Unternehmen, die zukunftsgewandt sind und die Klimaneutralität im Blick haben, werden den Markt dauerhaft beherrschen können. Zudem können auch politische Eingriffe zum Nachteil für Investoren werden. Ein breitgestreuter ETF oder die Verteilung auf mehrere Versorger-Aktien aus unterschiedlichen Ländern kann hier die Lösung sein. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt mit dieser Branche eine mehr als solide Ergänzung für sein Depot.

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