Handeln an der Warenbörse

Zu den Börsen zählen nicht nur Terminbörsen und Wertpapierbörsen, auch Warenbörsen sind relevant. Doch was steckt eigentlich dahinter und inwiefern können sie für Anleger von Interesse sein? Das und mehr erfahren Sie im Folgenden!

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Warenbörsen im Wandel

Eine Warenbörse ist ein organisierter Markt für leicht tauschbare (fungibel) Sachgüter von Rohstoffen, Nahrungsmitteln und landwirtschaftliche Erzeugnissen an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit. Die Warengattungen sind über Kontrakte in Menge und Qualität standardisiert und haben eine sofortige oder umgehende Fälligkeit. Dieses Kassageschäft unterscheidet den direkten Handel von beweglichen Sachgütern wesentlich von den Warenterminbörsen.

Wo gibt es Warenbörsen?

Wo gibt es Warenbörsen

Zu den aus der Tagespresse bekannten gigantischen Warenbörsen (commodity exchange) in Chicago, London, Paris, New York oder Winnipeg gibt es in vielen Ländern kleinere Warenbörsen. Die Hamburger Getreidebörse und die Energiebörse Leipziger EEX sind die bekanntesten deutschen Warenbörsen. Gerade die kleineren Warenbörsen sind häufig keine staatlich regulierten Börsen.

Bio-Produkte an der Warenbörse

Bio-Warenbörsen spezialisieren sich auf landwirtschaftliche Erzeugnisse aus dem Ökolandbau. Bio-Erzeuger und Bio-Verarbeiter treten mit ihren Rohwaren und Tieren aus ökologischer und teilweise biodynamischer Landwirtschaft als Verkäufer auf. Sie haben nicht die Bedeutung der großen bekannten Waren- und Wertpapierbörsen und sind nicht reguliert. Als börsenähnliche Vereinigungen für Bio-zertifizierte landwirtschaftliche Rohstoffe und ökologischen Landbau erfüllen sie die Definition einer Börse: Verkäufer und Käufer für geschäftliche Transaktionen zusammenführen.

Bio-Produkte an der Warenbörse

Schiedsgerichtsverfahren

Moderne Bio-Warenbörsen und Produktenbörsen beachten die Börsen-Usancen und bieten Schiedsgerichtsverfahren an. So verläuft der Handel und Verkauf von fungiblen Sachgütern transparent in geordneten Bahnen. Die örtlichen Industrie- und Handelskammern begleiten regionalen Bio-Börsen häufig. Einige Bio-Börsen bieten online Informationen und Preise über Apps von Android und IOS an.

Die wichtigsten Warenbörsen

Auf Warenbörsen und Produktenbörsen verkaufen die Mitglieder und Teilnehmer Rohstoffe, Naturprodukte und landwirtschaftliche Produkte (Exchange Traded Commodities: ETCs). Der Begriff Commodities steht für bewegliche Sachgüter. Industriellen Erzeugnisse können die Erzeuger an den Waren- und Produktenbörsen nicht verkaufen. Im Laufe der Zeit spezialisierten sich einige Börsenstandorte. Somit werden nicht alle Rohstoffe und Naturprodukte an jeder Warenbörse gehandelt. Die großen Energiebörsen handeln Strom seit Anfang dieses Jahrtausends.

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Unterschiede von Warenbörsen

Auch wenn sich Warenbörsen manchmal am gleichen Börsenstandort wie Terminbörsen befinden, sind es zwei unterschiedliche Börsen. Die Warenbörse ist das Kassa-Gegengeschäft, ein Geschäft mit umgehender Fälligkeit (per Kasse und prompte Lieferung). Die Verträge an diesem Markt sind frei verhandelbar und nicht standardisiert. Terminbörsen gelten als Unterkategorie der Warenbörsen. Dort handeln die Akteure Terminkontrakte mit Zahlung und Lieferung von mehr als zwei Tagen. Diese Geschäfte mit Wertpapieren unterliegen den strikten Börsenregeln. In Deutschland gibt es über 20 Waren- und Produktenbörsen. Weltweite Bedeutung haben einige große Namen der Warenbörsen:

Unterschiede von Warenbörsen
  • Chicago Board of Trade (CBOT)
  • Chicago Mercan­tile Exchange (CME)
  • New York Mercantile Exchange (NYME)
  • Winnipeg Commodity Exchange(WCE)
  • London Bullion Market Association (LBMA)
  • London Metal Exchange (LME)
  • International Petroleum Exchange (IBE)
  • Paris Stock Exchange(PAR)
  • Tokio Grain Exchanges (TGE)
  • Hong Kong Commodity Exchange(HKEX)

Deutsche Warenbörsen GmbH – Ein Zusammenschluss der 4 großen Warenbörsen

Vorbild für die 2015 gegründete Deutsche Warenbörse GmbH war die Europäischen Warenbörse aus dem Jahr 1961. Unter der Gesellschaft bündeln vier großen deutschen Warenbörsen den Verkauf von Getreide, Futtermittel und Düngemittel an nationalen und internationalen Börsen.

Der Hamburger Hafen ist ein wichtiger Umschlagplatz für Nordeuropa. Daher erstaunt es nicht, dass es unter dem Dach der BÖAG Hamburger Börse die Hamburger Getreidebörse e. V. angesiedelt ist. Sie ist die älteste noch aktive Börse Deutschlands und handeln Getreide, Ölsaaten, Futtermitteln, Hülsenfrüchten, Saatgut und verwandten Artikeln. Trägerunternehmen der Getreidebörse ist der Verein der Getreidehändler der Hamburger Börse e. V. (VdG e. V.). Sie nimmt die wöchentlichen Notierungen der Preise für Mahlweizen, Futterweizen und die Herausgabe der Formularkontrakte vor. Insgesamt werden 27 weltweit gültige Formularkontrakte für den Handel mit Getreide, Futtermitteln und Hülsenfrüchten abgeschlossen.

Die Vereinigte Getreide- und Produktenbörse Braunschweig-Hannover-Magdeburg e. V. entstand 2003 durch die Verschmelzung der Börsenvereine aus Braunschweig, Hannover und Magdeburg.

Die Mannheimer Produktenbörse, Stuttgarter Waren- und Produktenbörse e. V. und Frankfurter Getreide- und Produktenbörse treten gemeinsam unter dem Dach der Südwestdeutschen Warenbörsen e. V. auf.

Die Bayerische Warenbörse ist ein Zusammenschluss der Warenbörse München aus dem Jahr 1880 und der Produktenbörse Landshut. Sie handeln Agrarprodukte und seit 1972 leichtes Heizöl und ist Veranstalter der Internationalen Bayerischen Warenbörse.

Europäische Warenbörse

Unter der Europäischen Börse versammeln sich 37 nationale Warenbörsen aus elf europäischen Ländern und der Türkei. Deutschland ist mit zehn Börsenstandorten vertreten. Die Europäische Warenbörse sieht sich nicht als Wertbörse, sondern als Getreidemarktplatz. Willkommen sind Unternehmen der Getreidebranche, Düngemittel-, Tierfutterindustrie und den dazugehörigen Branchen und Dienstleistern wie Banken, Transport und Versicherungen. Sie richtet in den bedeutenden europäischen Städten die Europäische Warenbörse aus.

Weitere Produkten- und Warenbörsen Deutschland und Europa

  • Würzburger Produktenbörse
  • Bremen Getreide und Futtermittelbörse
  • Getreide- und Produktenbörse Paderborn
  • Rheinische Warenbörse e. V.
  • Bio-Warenbörse vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN)
  • Mitteldeutsche Produktenbörse
  • Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien
  • Warenbörse Bologna
  • Warenbörse Mailand
  • Börse Barcelona

FAQ

Sie haben weitere Fragen? Hier sind die Antworten!

An der Warenbörse besteht der Handel im Unterschied zur Warenterminbörse oder Wertpapierbörse aus natürlichen Produkte. Die Erzeugnisse sind Bergbauprodukte, Rohstoffe, Mineralien, Nahrungsmittel (Agricultu¬ral crops, Animal products) und andere Naturprodukte. Hierbei handelt es sich um Agrarrohwaren wie Getreide, Kaffee, Kakao, Zucker und Futtermittel, Energie wie Strom und Gas. Weitere Produkte sind Metalle wie Kupfer, Zink und Blei, Edelmetalle wie Gold, Silber und Palladium. Bekannte Commodities (Warengüter) sind Erdöl, Uran, Gummi, Schnittholz, Baumwolle, gefrorener Orangensaftkonzentrat, Schweinebäuche, Geflügel und Rinder.

Nach Börsengesetz (BörsG) § 2 Börsen und weitere Begriffsbestimmungen sind Warenbörsen im Sinne dieses Gesetzes sind Börsen, an denen Waren im Sinne des § 2 Absatz 5 des Wertpapierhandelsgesetzes und Termingeschäfte in Bezug auf Waren gehandelt werden.

An Warenbörsen können auch Termingeschäfte im Sinne des § 2 Absatz 3 Nummer 2 des Wertpapierhandelsgesetzes und die diesen zugrunde liegenden Basiswerte gehandelt werden.Waren im Sinne dieses Gesetzes sind fungible Wirtschaftsgüter, die geliefert werden können; dazu zählen auch Metalle, Erze und Legierungen, landwirtschaftliche Produkte und Energien wie Strom.

Importeuren, Spediteuren, Banken, Agenten und Maklern sowie Produzenten und Verkäufer handeln an der Warenbörse. Bei einer Getreidebörse sind es überwiegend Unternehmen der Agrarwirtschaft wie Warengenossenschaften, Mühlen, Mischfutterindustrie, Getreidegroßhandel, Mälzereien und Brauereien sowie Düngemittel-Fabriken. An der Energiebörse sind die Branchen aus der Strom und Gasindustrie. An den weltweit großen Rohstoffbörsen sind die Branchen aus dem Bergbau, der Zucker-, Kaffee- oder Tierindustrie beteiligt. Die Mitglieder und Teilnehmer der Warenbörsen können Unternehmen, Einzelkaufleute und Mitarbeiter von Unternehmen der Branche sein.

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