Welche Vorteile ein Joint Venture mit sich bringt
Unter einem Joint Venture versteht man verschiedene Varianten der Kooperation zwischen zwei oder mehr Unternehmen. Oftmals wird unter dem Begriff verstanden, dass sich die beteiligten Unternehmen für ein gemeinsames Projekt zusammenschließen. Die Partner tragen dann gemeinsam die Verantwortung und das finanzielle Risiko. Welche Vorteile ein Joint Venture mit sich bringt, erfahren Sie hier.
Was ist ein Joint Venture?
Der Begriff Joint Venture, der mit „gemeinsames Wagnis“ übersetzt werden kann, sagt noch nichts darüber aus, wie sich die Kooperation zwischen den beteiligten Unternehmen gestaltet. Eine eher umgangssprachliche Definition beschreibt ein Gemeinschaftsunternehmen, das von mehreren unabhängigen Unternehmen kontrolliert wird. Eine weitere Definition kommt zur Anwendung, wenn es um Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen geht, die im jeweiligen Land nur mithilfe von Gesellschaftern vor Ort möglich sind.
Der Begriff stammt ursprünglich aus der Rechtssprache in den USA und ist hierzulande als Anglizismus geläufig. Seit dem Zweiten Weltkrieg nutzten zahlreichen Unternehmen diese Form der Kooperation, um ihre Handelsbeziehungen zu Firmen im Ausland zu stärken und zu erweitern. Heute ist dieser Weg gerade bei Direktinvestitionen in Entwicklungs- oder Schwellenländer oftmals notwendig, um auf den dortigen Märkten Fuß zu fassen. Vor allem in Osteuropa und China sind Joint Ventures beliebt. Der Gewinn, der sich aus dem Joint Venture ergibt, wird in der Regel anhand der Kapitalanteile verteilt.
Letztlich ist ein Joint Venture ein Gemeinschafts- oder Tochterunternehmen, das einen autonomen Status hat und den Anweisungen der Gründungsunternehmen nicht zwingend folgen muss. Unter Umständen wird auch ein zeitlicher Rahmen festgehalten.
Wer kann von einem Joint Venture profitieren?
Profitieren können vor allem Unternehmen, denen ohne ein International Joint Venture der Marktzugang in einem Land verwehrt würde. Dies gibt Unternehmen mehr Rechtssicherheit. Auch in sehr kostenintensiven Branchen oder bei teuren Projekten kann diese Form der Zusammenarbeit ebenfalls sinnvoll sein. Gerade beim Thema Technologietransfer können oft beide Seiten profitieren. Ein Unternehmen verfügt bereits über das technische Know-how, was beim anderen Unternehmen die Kosten senken kann.
Wie wird ein Joint Venture rechtsgültig?
Eine der Voraussetzungen für ein solches gemeinsames Vorhaben ist, dass es sich um ein Vorhaben zwischen Unternehmen handelt, die rechtlich und wirtschaftlich voneinander unabhängig sind. Die beteiligten Unternehmen haben bei der Gründung eines gemeinsamen Unternehmens ein gemeinsames Interesse, dass auch im Joint Venture Vertrag festgehalten wird.
Hier wird auch festgelegt, wie die Gewinnverteilung aussieht und wie die gemeinsame Kontrolle vereinbart wird. Der Joint Venture Vertrag ist die Rechtsgrundlage für das gemeinsame Vorhaben. Auch die gemeinsamen Interessen und Ziele werden hier festgelegt. Gleiches gilt für Ausgestaltung der rechtlichen und wirtschaftlichen Beziehungen untereinander.
Das International Joint Venture und die vertragliche Gestaltung müssen den rechtlichen Regelungen der beteiligten Staaten entsprechen. Unter Umständen sind staatliche Genehmigungen notwendig. Die Unternehmen können
- Kapital
- Materialien oder Anlagen
- wissenschaftliches oder kaufmännisches Wissen
- Technologien und
- Arbeitskräfte
einbringen.
Gibt es verschiedene Arten eines Joint Ventures?
Es gibt zwei Arten von Joint Ventures: Contractual Joint Ventures und Equity Joint Ventures. Bei Contractual Joint Ventures arbeiten die Unternehmen nur auf vertraglicher Ebene zusammen. Es entsteht keine neue Tochtergesellschaft. Dies ist beim Equity Joint Ventures anders.
Diese Version ist weiter verbreitet. Auf diesem Weg entsteht eine neue Gesellschaft, an der sich mehrere Unternehmen beteiligen. Meist wird als Rechtsform eine Kapitalgesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH gewählt, um die finanzielle Haftbarkeit zu begrenzen. Auch eine Gründung als AG ist möglich. Die Wahl der Rechtsform hat dann Auswirkungen auf die Art der Buchführung und der Rechnungslegung. Theoretisch kann aber jede Unternehmensform gewählt werden, auch eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts.
Equity Joint Venture
Bei einem Equity Joint Venture arbeiten die einzelnen Partner oft mehrere Jahrzehnte zusammen. Das Gemeinschaftsunternehmen kann Produkte importieren und exportieren und auch ausländische Mitarbeiter einstellen. Ein Contractual Joint Venture bietet mehr Freiheiten bei der Vertragsgestaltung und die Gründungskosten sind niedriger.
Mit Blick auf die Kapitalbeteiligung und die Ausrichtung der Kooperation lassen sich nochmals Unterscheidungen treffen. Bei paritätischen Joint Venture bringen alle Partner eine Kapitalbeteiligung in gleicher Höhe in das Gemeinschaftsunternehmen ein.
Zudem kann danach unterschieden werden, ob die Partner in der gleichen Branche tätig sind (horizontales Joint Venture) oder in vor- oder nachgelagerten Wertschöpfungsstufen (vertikales Joint Venture). Kommen die Joint Venture Partner aus recht ähnlichen Aktien Branchen, handelt es sich um ein konzentrisches Joint Venture. Bei Partnerunternehmen aus gänzlich verschiedenen Sektoren spricht man von einem konglomerate Joint Venture.
Vorteile eines Joint Venture auf einen Blick
In vielen Fällen ist ein die Gründung eines gemeinsamen Partnerunternehmens aufgrund der rechtlichen Vorgaben eines Staats notwendig. So geben einige Staaten vor, dass Investitionen nur unter Beteiligung eines lokalen Unternehmens möglich sind. So lassen sich auf diesem Weg neue Märkte erschließen.
Zu den weiteren Vorteilen gehören Wettbewerbsvorteile am Markt mit sich bringen. Auf diesem Weg lassen sich Entwicklungen in der Branche steuern und so Vorteile nutzen. So gibt es einige Branchen, in denen die Kosten für Forschung und Entwicklung sehr hoch sind. Hier können zwei oder mehr Unternehmen vereinbaren, sich diese zu teilen. So können Forschungsergebnisse oft schneller erreicht und Ressourcen effektiver genutzt werden.
Ein anderes Beispiel ist, wenn das unternehmerische oder finanzielle Risiko einem Unternehmen allein zu hoch ist. Oftmals verbinden zwei oder mehr Partnerunternehmen Ressourcen wie ihr Wissen und ihre Technologie, was zu Kostenvorteilen führen kann. Unter Umständen kann ein Produkt nur dann auf den Markt kommen, wenn mehrere Partnerunternehmen ihr Know-how verbinden. Darüber hinaus kann diese Kooperation eine entscheidende Rolle bei der Strategie des Unternehmens spielen.
Gemeinsame Ziele erreichen
Ein Joint Venture kann daher sinnvoll sein, wenn zwei oder mehr Partner ein gemeinsames Ziel verfolgen, ihr Risiko begrenzen wollen oder sich teilweise ergänzen. So
- ergeben sich Synergie-Effekte
- sinken Kosten und
- sinkt das unternehmerische Risiko.
Dies kann in der Folge zu höheren Gewinnen führen. Allerdings muss das Handeln aufeinander abgestimmt sein, da keiner der Joint Venture-Unternehmen die alleinige Kontrolle und Kapitalmehrheit besitzt. Dies ist sicher auch ein Nachteil und eine der Gefahren. Kommt es zu schlechten Absprachen oder Missverständnissen, so kann dies den Erfolg eines Vorhabens gefährden. Die Vorteile können letztlich aus einer räumlichen Dimension oder einer strategischen Dimension betrachtet werden.
Für erfolgreiche Partnerschaften gibt es einige Beispiele. So haben sich beispielsweise die Allianz und Volkswagen Financial Services im Bereich Kfz-Versicherungen zusammengeschlossen. Nokia und Siemens haben sich ebenso auf eine Zusammenarbeit verständigt, wie RWE und E.ON. Die beiden Technikunternehmen hatten das Ziel, einen Konkurrenten zu überholen, während die beiden Energieunternehmen gemeinsam Kernkraftwerke in Großbritannien gebaut haben. In Deutschland schlossen sich vor einigen Jahren die Deutsche Telekom, die Daimler AG und die Vinici-Gruppe aus Frankreich zusammen, um den Mautbetreiber Toll Collect aufzubauen.
Was gibt es für alternative Methoden?
Da diese Form der Zusammenarbeit einige Nachteile hat, entscheiden sich Firmen oftmals für eine Alternative. Besonders ein Mehrheits-Joint-Venture, wenn einer der Partner mehr Kontrolle hat, ist durchaus mit großem Risiko verbunden. Daher entscheiden sich viele Unternehmen für andere Formen der Partnerschaft, beispielsweise über
- langfristige Lieferverträge
- Lizenzverträge oder
- Franchisevereinbarungen.
Auch auf technischer Ebene oder im Management kann eine Zusammenarbeit vertraglich vereinbart werden. Zudem kann eine Alternative sein, einen Teil der Arbeit an ein anderes Unternehmen outzusourcen. So kann sich eine strategische Allianz als Alternative anbieten, die mit geringerem Risiko verbunden ist.
Ist das Ziel, ein Tochterunternehmen zu gründen, ist ein Spin-off ein Weg, bei dem eine Unternehmensspalte abgespalten wird, um sich zukünftig eigenständig auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. So ging beispielsweise Siemens mit seiner Energie-Sparte Siemens Energy vor. Umgekehrt kann auch eine Übernahme eines anderen Unternehmens sinnvoll.