Wie gut eignen sich Immobilien als Geldanlage?
Nach wie vor gelten Immobilienaktien als eine sichere und wertbeständige Form der Kapitalanlage, die relativ gut vor der Inflation geschützt ist. Dazu kommt, dass eine Immobilie von Schwankungen [...]
Die Baubranche verbuchte im letzten Jahrzehnt gigantische Umsatzsteigerungen. Allein in Deutschland stiegen die Erlöse im Jahr der Pandemie 2020 gegenüber 2019 nochmalig um über 5,5 Prozent. Die Zinsen steigen, die Wohnungsknappheit verbesserte sich nicht merklich. International werden Infrastrukturpakete von mehreren Billionen Euro ausgelegt. Aufgrund politischer Förder-Programme scheint es weiterhin gute Aussichten für die Aktien der Unternehmen rund um den Bau zu geben.
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Zur Baubranche zählen Bauhauptgewerbe mit Hoch- und Tiefbau, Hersteller von Baustoffen, Bauzubehör, Befestigungen, Ausbaugewerbe und Bauträgern. Die Tätigkeitsgebiete sind der Neubau und Sanierung von Gebäuden und Infrastruktur. Verwandte Branchen sind die Hersteller von Bauzubehör. Farben, Wasserhähne und Duschköpfe, Badewannen, Toiletten, Internet- und Stromleitungen werden an der Börse der Baubranche zugerechnet. Das Baugewerbe hat in Deutschland eine große Bedeutung. Bauinvestitionen sind nach dem Privatkonsum und Exportüberschuss (Außenbeitragsquote) der drittwichtigste Zahl mit über 10 % am Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Vergibt die öffentliche Hand im größeren Rahmen Infrastruktur-Aufträge, „erinnert“ sich der ein oder andere Anleger an das Baugewerbe. Die Kurse der Aktien der Baubranche steigen. Von Infrastrukturprojekten wie Tunnel-, Flughafen- oder Krankenhausbau, Straßen- und Brückensanierung bis zu Versorgungs- und Entsorgungsnetze profitieren Unternehmen
24 große Bauunternehmen mit dem Fokus auf Unternehmen der europäischen Bauindustrie, Grundstoffe und Versorger finden Sie im Stoxx Europe 600 Construction & Materials Index. Die größten Bauunternehmen nehmen weltweit an staatlichen Infrastruktur Ausschreibungen teil. Die deutsche Hochtief AG aus Essen erzielte die letzten Jahre circa 95 Prozent ihres Umsatzes außerhalb Deutschlands. Trotz aller weltweiten Krisen von Covid-19 über Krieg und Störung der Lieferketten hält der Bau-Boom an. In Deutschland sagen seit Jahren selbsternannte Experten ein Ende der Preisrally vorher. In den Jahren 2020, 2021 und 2022 ist weder vom Ende des Baubooms noch von einer Blasenbildung bei den Immobilienpreisen zu sehen. Fairerweise ist zu sagen: Eine Blasenbildung wird erkannt, wenn sie platzt. Bis dahin regieren Angebot und Nachfrage und die Preise gelten als fair.
Die Märkte können länger irrational bleiben, als der Anleger solvent. John Maynard Keynes
Die deutsche Regierung plant jährlich den Neubau von 400.000 Wohnungen. Der Wegfall der KfW-Förderung BEG im Januar 2022 brachte den Bau-Boom nicht zum Erliegen. Im ersten Quartal wurden gegenüber dem Vorjahr 10,4 % mehr Bauanträge genehmigt (Quelle Destatis). Traditionell gehört das Baugewerbe zu einer wichtigen Stütze der deutschen Wirtschaft. Circa jeder 20. Arbeitsplatz ist an den Bausektor gebunden. In vielen europäischen Ländern ist es ähnlich. In Dänemark, Österreich, den Niederlanden und weiteren kennen die Immobilienpreise ebenfalls den Weg nach oben.
Infrastrukturprogramme sind aufgrund der Volumen wichtig für die Gewinne der größten Bauunternehmen. Die derzeit vier bekannten Infrastrukturprogramme sind:
Das sind alles goldene Aussichten, zumindest bis zum Höhepunkt der Infrastruktur-Ausgaben für den Bausektor und nahestehende Branchen wie Versorger, Transportunternehmen oder Internet- und Mobilfunkturmbetreiber.
Die Aktien des Bausektors finden sich aufgrund des Hypes um hochbewertete Technologie-Aktien in den Schlagzeilen der Medien selten. So sind Bau-Aktien trotz steigender Umsätze und Gewinnen oft niedrig bewertet. Experten wissen, Bauaktien gelten als Aktien mit hohem Wachstumspotenzial und sind beständige Dividendenzahler. Caterpillar, einer der größten Baukonzerne der Welt, erhöhte 28 Jahre in Folge die Dividende. Mit einigen der spät zyklischen Bauaktien erzielen Dividendenjäger Renditen von 3–6 %, in Ausnahmefällen sind 8–10 % möglich.
Bauaktien reagieren sensibel auf Konjunktur. Trotz Rekordauftragsbeständen bleiben die Margen aufgrund der Konkurrenz durch internationale Ausschreibungen gering. Preissteigerungen wie kurzfristig bei den Rohstoffen können nicht immer an die Kunden weitergegeben werden.
Neben steigenden Zinsen und Baupreisen besteht das Risiko der Wegfall von staatlichen Förderungen, speziell im privaten Sektor. Ohne staatliche Förderung werden manche Bauprojekte gestrichen, da sie in einer Finanzierung mit eingerechnet werden. Ist die Finanzierung ohne Fördermittel unmöglich, zieht das kreditgebende Bank die Zusagen zur Bau-Finanzierung zurück.
Bei Fördermitteln gilt häufig das Windhundeverfahren. Ist der Topf leer, erhalten die noch in der Bearbeitung und Prüfung befindlichen Bauherren eine Absage. Der zweimalige Stopp der Förderung im Januar 2022 für energieeffizientes Bauen führte zur Stornierung der eingereichten Bauvorhaben. Der Immobilienverband gab Ende Januar bekannt, dass die Streichung der KfW-Förderung für energieeffizientes Bauen und Sanieren (BEG) zum Baustopp von 80.000 Wohnungen führte. Was überraschte, nach dem Stopp kam es zu verstärkt zu weiteren Bauanträgen ohne Förderung. Bei gefüllten Auftragsbüchern hat der Wegfall einer staatlichen Förderung wenig oder keine mittelfristigen Auswirkungen auf die Bauaktien.
Weitere Risiken für die Baubranche sind:
Als Spätzykliker werden die Investitionen bei politischen und wirtschaftliche Risiken oder schwächelnden Konjunktur selten sofort eingestellt. In der Baubranche macht sich eine Änderung der Konjunktur später bemerkbar als beispielsweise bei den Frühzyklern Transportgewerbe, Vorleistungs- und Investitionsgüter. Auf den ersten Blick zerstörerischer Kriege und Naturkatastrophen kommen den Baubranchen entgegen. Denn später startet der Wiederaufbau.
Bauunternehmen, die von Joe Bidens Infrastrukturprogramm profitieren, sind einen Blick wert. Als Top-Aktien, die an „Buy America“ besonders profitieren können, handelt es sich überwiegend um amerikanische Unternehmen. Genannt werden Caterpillar, der führende Hersteller von Bau- und Bergbaumaschinen, Diesel- und Erdgasmotoren. Der größte Ausrüstungsvermieter der USA Herc Holdings und das Baustoffunternehmen Martin Marietta Materials Inc., spezialisiert auf große Projekte für Bau und Infrastruktur, gelten unter Finanzexperten ebenfalls als Profiteure. Aus Europa werden steigende Aktienkurse bei der irischen Eaton Corporation Public Limited Company und der deutschen Hochtief-Aktie erwartet. Das Geschäft der vier Hochtief-Töchter Turner, Flatiron, E.E. Cruz und Clark Buillder sind in der Hochtief America gebündelt. Einer der führenden Baustoffhersteller Heidelberger Zement ist seit 1977 mit dem Tochterunternehmen Lehigh Cement in den USA tätig. Als große Konkurrenz wird auch der mexikanische Zementkonzern Cemex mit Aufträgen rechnen können.
In Europa profitieren die international agierenden Baukonzerne vom EU Aufbaufonds über 800 Milliarden Euro NextGenerationEU (NGEU). Er beinhaltet günstige Kredite und Zuschüsse an die Staaten. Das Volumen erhöht sich bei steigenden Preisen. Der nach Deutschland fließende Anteil für den deutschen Aufbau- und Resilenzplan (DARP) wird gemäß Bundeskabinett zu 90 Prozent in Investitionen für Digitalisierung und den Klimaschutz investiert. Unternehmen mit starkem Infrastruktur Development wie Strabag aus Österreich, der größte europäische Baukonzern Vinci und Bouygues aus Frankreich lieferten die letzten Jahre hervorragend Geschäftszahlen ab. Sie erhalten Rückenwind durch NextGenerationEU-Fonds sowie die steigende Nachfrage nach Infrastrukturprojekten der öffentlichen Hand.
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Den STOXX Europe 600 Construction & Materials zeichnen Sie bei ETF Anbietern. So sind Sie breit im europäischen Bauwesen und Materialien-Sektor gestreut und reduzieren Ihr Anlagerisiko gegenüber Einzelaktien.
Wie in fast allen Branchen steht die Digitalisierung oben auf der Agenda. Ein weiteres wesentliches Thema ist die Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Bauwesen. Die Bauwirtschaft ist für einen großen Anteil der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der digitale Fortschritt und die Politik verstärken die Trends des Digital Building und Green Building.
Bauaktien sind im Vergleich zu den größten Unternehmen der Welt kleine Unternehmen. Der größte Baukonzern Deutschlands, Hochtief AG befindet sich im beispielsweise nur im SDAX. Somit orientieren sich Anleger beim Bausektor an dem Index Stoxx Europe 600 Construction & Materials.
Durch die internationalen Infrastrukturprogramme verbunden mit Rekord-Auftragsbeständen überwiegen die Vorteile der Aktien der Baubranche gegenüber Absatzrisiken. Die Trends Digital Building und Green Building sind der nächste Treibstoff für die Börse der kommenden Jahre der Baubranche. Jedoch hat die Corona-Krise der vergangenen Jahre gezeigt, dass es in der Wirtschaft immer wieder unplanbare Risiken gibt. Durch die Internationalisierung der Baubranche ist für Anleger ein Währungsrisiko vorhanden. Dem gegenüber stehen günstige Kurs-Gewinn-Verhältnisse von Dividenden-Aktien. Der private Wohnungsbau boomt weiter. Sofern kein Festpreis zwischen Bauherr und Bauträger oder Bauunternehmen vereinbart ist, kann die Baubranche die Preissteigerungen an den Bauherren weitergeben. Ob ein Rückgang von Bauaufträgen aufgrund Preissteigerungen, die Bausektor auffangen kann, wird sich zeigen.